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Doppel-Jubiläum gebührend gefeiert
25.09.2013

10 Jahre Verein + 75 Jahre Kur-Theater


Ein Bericht aus dem Extra-Blatt vom 25.09.2013 von Alfred Müller:

Kultstätte feiert doppelt

Das Kur-Theater besteht seit 75 Jahren - der Verein feiert sein Zehnjähriges

Das erste provisorische Stummfilmkino gab es 1922 im Saal Bellinghausen. Der wurde zehn Jahre später umgebaut zum Tonfilmtheater. 1938 entstand nebenan ein neues Kino-Gebäude, die "Kurlichtspiele". Weil Kino alleine die Kosten nicht mehr deckte, baute Ferdinand Bellinghausen die Spielstätte 1949 zum "Opernhaus" mit 600 Plätzen um. Es hieß fortan "Kur-Theater". 2003 zog sich aus Altersgründen die Inhaberfamilie zurück. "Die Leinwand bleibt für immer weiß" - so war damals in der Presse zu lesen. Der im gleichen Jahr gegründete Verein "Kur-Theater Hennef" (heute mit 1.131 Mitgliedern) hat sich dem Erhalt des Baudenkmals und der Weiterführung des Kulturbetriebes verschrieben. Stolz feierte man deshalb am Samstag das 75-Jährige des Kur-Theaters und das zehnjährige seines heute tragenden Vereins.

Als sich um die Jahreswende 2002/2003 der damalige Betreiber des Kur-Theaters, Professor Richard Bellinghausen, aus Altergründen zurückziehen wollte, drohte dem Haus mit der beachtlichen Historie das Aus. Hatte es doch als Wiege des Stummfilms, erstes Tonfilmkino und später als großes Opernhaus mit 600 Sitzplätzen, drehbarer Bühne, einem Orchesterraum für 50 Musiker und zeitweilig 200 Akteuren auf der Bühne "Hennefer Kulturgeschichte" geschrieben. "Bald bleibt die Leinwand für immer weiß" titelte damals der Bonner Generalanzeiger das Geschehen. Immerhin zählten die Bellinghausens zu einer der ältesten "Kinofamilien" Deutschlands.

Das brachte Hennefs Kämmerer Lutz Urbach auf den Plan. Der Kontakt zum damaligen Mitarbeiter des Kur-Theaters Daniel Huys und dem Hennefer Unternehmer Manfred Raderschad wurde gesucht und führte im März 2003 zur Gründung des Vereins "Kur-Theater Hennef e.V.". Satzung und Ziele lassen sich zusammenfassen im Bestreben, das denkmalgeschützte Haus zu erhalten und den Spielbetrieb fortzuführen. Dass sich daraus eine derartige Erfolgsgeschichte entwickelt hat, haben sich die heutigen Macher mit Daniel Huys und Ingo Teusch an der Spitze damals so auch nicht annähernd so vorstellen können. Nach dem Wechsel von Lutz Urbach vor fünf Jahren in das Bürgermeisteramt von Bergisch Gladbach hat Ingo Teusch ("eigentlich weiß ich gar nicht wie, ich muss einfach mal an der falschen Stelle aufgestanden sein") dessen Part übernommen. Mit Ehefrau Gaby, viel Herzblut und besonderem Engagement hat er den kulturellen Teil weiterentwickelt und hochkarätige Stars nach Hennef gelockt, die sich woanders wohl kaum mit einer Gage zufrieden geben würden, die sich an den Möglichkeiten der Einnahmen von knapp 200 Zuschauern auszurichten hat.

Kongenialer Partner ist Daniel Huys, der sich gemeinsam mit Brigitte König der Programmgestaltung Film widmet. Dass sich die Abstimmung schon einmal in einem "friedfertigen Streitgespräch" vollzieht kann am Ergebnis als durchaus hilfreich ausgemacht werden. "Frauen zwischen 30 und 70 sind unsere Hauptzielgruppe. Inhaltlich ist das Hennefer Kur-Theater schon als Programmkino zu verstehen was nicht ausschließt, auch Blockbuster zu zeigen. Letzteres hat dazu geführt, dass es im vergangenen Jahr mit 18.000 Besuchern einen Rekord zu vermelden gab. In den zehn Jahren des Bestehens des Vereins waren es 125.000 (vor 2003 jährlich rund 6000)" - so die wesentlichen Angaben zum Kinobetrieb.

"Im Bereich Theater, Kleinkunst, Kabarett, Kindertheater und Konzerte sind in den 10 Jahren nach der Vereinsgründung rund 250 Veranstaltungen zu vermelden" - so Ingo Teusch. Beim Gespräch am vergangenen Samstag im vor dem Kur-Theater aufgebautem Biergarten ("natürlich war das schöne Wetter auch inszeniert") betonten Ingo Teusch, Daniel Huys wie auch Besucher und Ehrengast Lutz Urbach, dass "ohne besonderes ehrenamtliches Engagement das Kur-Theater wirtschaftlich nicht zu betreiben ist". Entsprechend galt der besondere Dank und Anerkennung auch besonders den acht Vorstandsmitgliedern und rund 25 Mitarbeitern. Hatte der Verein bei Gründung 60 Mitglieder und bei der Verantwortungsübernahme von Ingo Teusch vor fünf Jahren 600, so ist aktuell die Mitgliederzahl mit 1.131 festzuhalten.

Bei den gegebenen Vorteilen sollten sich von den 46.000 Hennefer Bürgern noch viele weitere mehr für eine Mitgliedschaft begeistern. Der Jahresbeitrag beträgt mindestens 24 Euro (es darf in 12er Euro-Schritten natürlich auch mehr sein). Jugendliche und Studenten zahlen zwölf Euro im Jahr. Beitrittsformulare gibt es auf der Homepage www.kurtheaterhennef.de in Verbindung mit vielen anderen Informationen und Programmhinweisen. Aus den Mitgliederbeiträgen und Sonderzuwendungen wurden in den Betrieb (Kino, Kultur und Bistro) in den letzten zehn Jahren rund 300.000 Euro investiert. Dickster Brocken dabei waren 95.000 Euro für die Digitalisierung des Kinos mit allen damit in Verbindung stehenden Einrichtungen.

Der gegebenen Antwort am Nachmittag auf die Frage "Wie wird Kino gemacht" folgte am Abend der große Festakt zu den beiden Jubiläen. Den Festreden der Vereinsvorsitzenden Ingo Teusch und Daniel Huys folgte eine Film- und Foto-Rückblick. In einer Sonderausgabe des "kleinen Hennefer Sofas" talkten Pit Raderschad und Günter Kretschmann mit den Vereinsgründern Lutz Urbach und Manfred Raderschad. Bernhard Bellinghausen ließ 75 Jahre Kur-Theater Hennef Revue passieren. Die Tom Browne Band sorgte für die richtigen Töne. Vorpremieren und weitere besondere Filme rundeten das Programm der Jubiläumswoche ab.

"Herzlichen Glückwunsch Kur-Theater und Kur-Theaterverein. Herzlichen Glückwunsche der besonderen Kultstätte, die weit über Hennef hinausgehend bekannt ist und einen guten Namen hat - eben "Hennefer Kur-Theater".